Ein Abend des superlativen Tanzes
Am 16. November fuhren wieder viele Mitglieder der Ballett-Freunde mit anderen Tanzbegeisterten nach Venlo zum Nederlands Dans Theater II. Diesmal fuhr jeweils ein Bus aus Krefeld und aus Rheydt, sodass die Anfahrt für alle unkompliziert und bequem war. Die Busse waren recht lange im Vorfeld schon ausgebucht.
Das Nederlands Dans Theater II ist mit 19 Ensemblemitgliedern im Alter zwischen 17 und 22 die Juniorkompagnie des Nederlands Tanztheaters. Sie kommen aus der ganzen Welt nach Den Haag und sind mitunter die talentiertesten modernen Tänzer*innen ihrer Zeit.
Zu Gast in Maaspoort
Der Abend hieß NOW HERE, NOW ALWAYS und zeigte drei sehr unterschiedliche Choreografien, wobei die ersten beiden Ballette, THE BIG CRYING von Marco Goecke, Chefchoreograf und Ballettdirektor des Staatsballett Hannover und Preisträger des diesjährigen Deutschen Tanzpreises, und BROKEN SPECTRE von Andrew Skeels, einem freischaffenden Choreografen mit Sitz in Montreal, ein gemeinsames Thema hatten: die Trauer.
THE BIG CRYING
Goeckes Tanzsprache ist an diesem Abend vielleicht weniger zugänglich als die von Skeels. Sein Stück entstand kurz nach dem Tod seines Vaters und befasst sich mit der Gebrochenheit und Sprachlosigkeit der frischen Trauer, die unausweichlich und erschöpfend ist. Er sieht seine Tänzer*innen als gebrochene Maschinen. Die Bewegungen sind stark, schnell, kompliziert – angetrieben von einer inneren Energie, die, trotz der tiefen Trauer, einem sich durchsetzenden Lebenswillen entspringt.
BROCKEN SPECTRE
In BROCKEN SPECTRE ist die Trauer poetischer und nostalgischer. Skeels verarbeitet in seiner Choreografie den Tod einer langjährigen Freundin und Mentorin. Die Musik ist eine Kombination aus einer neuen Komposition von Julien Tarride und der Rhapsodie für Alt, Chor und Orchester, Op. 53 von Johannes Brahms. Sie wird teilweise live aus dem Graben vom Het Ballet Orkest und teilweise als Aufnahme eingespielt. Auf großen Tüchern stehend und liegend, gleiten die Tänzer*innen geisterhaft über die Bühne. Körper verschmelzen ineinander, bewegen sich bodenbehaftet durch den Raum. Es entstehen immer wieder Duetten und Ensembles, von fließendem Ineinander und der Schwerelosigkeit geprägt. Die starke Lichtregie unterstreicht die Wege und Bewegungen der Tänzer*innen. Ein riesiges, schwarzes Trauertuch breitet sich in die Höhe aus und im letzten atemberaubenden Moment werden die Tanzenden wie von Zauberhand von der Bühne gefegt und der Trauende bleibt alleine zurück.
CACTI
Das letzte Stück des Abends CACTI ist leichtherziger und humorvoller. Alexander Ekman stammt aus Schweden und entschied sich schon 22-jährig, trotz einer erfolgreichen Tanzkarriere, für eine Laufbahn als Choreograf. Sein Talent wurde früh erkannt und inzwischen arbeitet er mit namhaften Ensembles in der ganzen Welt.
Wie bringt man ein Publikum zum Lachen? Wie ernst soll man die hohe Kunstform des Tanzes nehmen? Wie brechen wir aus unseren engen Räumen aus? Warum bekommen alle einen Kaktus? Was bedeutet das alles überhaupt? Ekman nimmt zwar den ernsten Bühnentanz „auf die Schippe“, gleichzeitig bereitet er jedoch seinem Publikum einen Tanzgenuss, bei dem man sich selbst auch hinterfragen soll. Ein Streicherquartett des Het Ballet Orkest bewegt sich spielend zwischen den Tänzer*innen. Die Musiker*innen werden genauso Teil der Choreografie wie die Tänzer*innen aktiv Teil der Musik übernehmen.
Auch der schönste Abend endet…
Mit viel Applaus ging der Abend zu Ende. Alle drei Stücke hatten große Besetzungen, was bedeutet, dass die Mehrheit der jungen Künstler*innen in allen drei Teilen getanzt haben – eine unglaubliche Leistung an Kraft, Konzentration und, bei den sehr unterschiedlichen Tanzstilen, Vielseitigkeit. Der Besuch im Theater de Maaspoort ist immer sehr gut organisiert und gastfreundlich gestaltet. Das Getränk in der ersten Pause ist grundsätzlich im Kartenpreis enthalten, so dass das Angebot einfach hingestellt wird und die Gäste nehmen dürfen, was sie möchten.
In beiden Pausen hatten wir viel Gelegenheit zum Gespräch. Unsere Mitglieder konnten sich besser kennenlernen und austauschen. Alle fühlten sich in der großen Gruppe wohl. So ist das Vereinsleben schön! Uns fielen die vielen jungen Menschen im Publikum auf. Das würden wir auch gerne bei uns im Theater sehen. Mit dem Bus ging es dann wieder schnell und bequem nach Hause und die Vorfreude auf die nächste Fahrt ist schon groß. Wir informieren Sie, wenn es wieder soweit ist!
Für alle, die nicht dabei sein konnten, aber gerne die jungen Leute erleben würden, sind hier einige Links zu Trailer und Probenvideos des Abends:
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